Phnom Penh

Samstag, 26.01.2019, Kambodscha

Nur ein schwarzes Vorschaubild und was ist überhaupt Phnom Penh?

Phnom Penh ist die Hauptstadt Kambodschas und blickt wie das gesamte Land auf eine dunkle Vergangenheit zurück. Eng mit dieser Vergangenheit verbunden sind das Gefängnis "S-21" und die Killing Fields in der Nähe der Stadt. Bereits beim Betreten eines der Killing Fields im Süden der Stadt schalteten wir unsere Kamera aus, dies ist auch der Grund warum es nur drei Fotos zu diesem Beitrag gibt.

Noch eine kurze Zusammenfassung der jüngeren Geschichte Kambodschas: Am 17. April 1975 wurde Phnom Penh von den Roten Khmer unter Führung von Pol Pot erobert. Die Roten Khmer wollten ihre Ideologie von einem kommunistischen Agrarstaat verwirklichen, in dem es keine Individualität gibt und jeder Mensch ein einfacher Bauer ist. Dafür wurde innerhalb weniger Tage die gesamte Stadtbevölkerung (alleine Phnom Penh hatte zu dieser Zeit ca. 2 Millionen Einwohner) Kambodschas deportiert und auf Reisfelder gebracht. Die intellektuelle Elite des Landes, dazu zählten Lehrer, Ärzte, Händler, Mönche und sogar Menschen mit Brille, wurden direkt auf die sogenannten Killings Fields geschafft und brutal ermordet. Insgesamt starben bis zum 6. Januar 1979 ungefähr 2 Millionen der 8 Millionen Einwohner Kambodschas auf den Killing Fields und an Unterernährung. Erst mit der Intervention Vietnams und dem Sturz der Roten Khmer endete der Völkermord in Kambodscha.

Diese Verbrechen liegen nun schon 40 Jahre zurück, die Spuren sind aber immer noch sichtbar. Beim bereits erwähnten Besuch des "Choeung Ek"-Killing Fields im Süden Phnom Penhs fiel unser Blick zuerst auf einen riesigen Gedenkturm. Als wir uns näherten stellten wir schockiert fest, dass sich im Turm tausende menschliche Schädel stapeln - Schädel der vielen Opfer der Roten Khmer. Auf dem Gelände selbst gibt es mehrere Sammelboxen für menschlichen Überreste, da die Erde nach jedem stärkeren Regen neue Knochen der Opfer freigibt. In mitten des Geländes befindet sich der Wohl verstörendste Ort: Ein Baum mit vielen kleinen Gedenkbändchen. Dieser wurde dafür verwendet Babys und Kleinkinder zu töten, indem diese mehrfach dagegen geschleudert wurden.

Viele der Opfer wurden nicht sofort auf die Killing Fields gebracht, sondern wurden in einer umgebauten Schule gefoltert um erzwungene Geständnisse abzugeben. Die drei Bilder in diesem Beitrag stammen aus dieser Schule, welche bei den Roten Khmer den Namen "Sicherheitsgefängnis 21 (S-21)" trug. Von außen wirkt die Schule bzw. das Gefängnis paradiesisch: Eine kleine Grünanlage mit Palmen und Obstbäumen. Von innen dagegen ein ganz anderes Bild: Die Räume wurden nicht verändert und nur um Fotografien der Folteropfer ergänzt. Noch heute sind angebliche Blutspuren auf den Böden zu sehen. Viele der Besucher mussten die Räume vorzeitig verlassen und sich eine Auszeit vom Gesehenen nehmen.

Sowohl auf dem Killing Field, als auch im Gefängnis gab es viele Besucher die ihren Emotionen freien laufen ließen - darunter vermutlich auch Angehörige der Opfer. Auch für uns war der Besuch dieser Orte der bisher emotionalste Moment unserer Reise. Wir waren schockiert, geekelt, traurig und wütend zugleich.

PS: Pol Pot und andere führende Kräfte der Roten Khmer wurden bis heute nicht für ihre Verbrechen bestraft und sind bereits verstorben. Pot starb bereits 1998, im Alter von 72 Jahren, nachdem er noch einmal geheiratet hatte...

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Eure Kommentare

Ich bin fassungslos- einfach sprachlos!!!! Das sieht ja aus wie im KZ,unvorstellbar, was den Menschen dort angetan wurde!!! Vor allem- es ist ja noch nicht mal so lange her! Wie ist es nur möglich, das es immer noch sooo viel Brutalität gibt? Klar- es herrscht in vielen Ländern immer noch Krieg- aber einfach Menschen in dieser brutalen Weise innerhalb eines Landes so zu ermorden grenzt an purem Wahnsinn, vor allem die Beschreibung der Tötung von Kindern und Babys- ich bin total erschüttert!!!! Es bedarf wirklich keiner weiteren Bilder von diesen Orten!

Wir waren auch fassungslos, aber alles hat irgendwo seinen Anfang und seine Gründe - So haben die USA bis 1973, weitgehend geheim, doppelt soviele Bomben über Kambodscha abgeworfen als über Japen im zweiten Weltkrieg. Dies trieb viele der Einwohner und Bauern in die Arme der Kommunisten, in dem Fall der Roten Khmer...

Das habt ihr alles sehr emotional geschrieben und gezeigt. Und diese 3 Fotos dokumentieren schon ausreichend diese Zeit, vor allem, wenn man vorher euren Text gelesen hat.
Es wurde ja dazumal auch berichtet von den Gräueltaten dieser Verbrecher, und schon da war man geschockt.
Ich habe schon beim Lesen sehr unangenehme Gefühle gehabt, einmal wg. der Beschreibung der Verbrechen, der Beschreibung eurer Gefühle, und dass viele Leute dort weggehen mussten oder Pausen brauchen.
Ich weiß nicht, ob ich in der Lage gewesen wäre, mir das alles anzuschauen.
Ich fand dazumal schon den Besuch vom KZ Buchenwald grauenerregend.
Es ist nur traurig, dass es so viele Lebewesen auf dieser Welt gibt, die sich Menschen nennen und trotzdem fähig zu solchen Unmenschlichkeiten sind.
Deine Erklärung, dass sich da die Amis vorher dort über Kambodscha "gütlich getan" haben, mag ja auch ein Grund dafür gewesen zu sein. Allerdings hätte man sich dann den Amis entgegenstellen müssen und nicht dem eigenen Volk.

Ich wünsche euch eine gute Weiterreise!!!